ISSN 0944-9604
Raum und Zeit im Bewegungsleben des Kindes
Band 46
Lange bevor der Mensch unter konkreter Anleitung bestimmte Bewegungshandlungen vollzieht, wird er lernen sich irgendwie zu bewegen. Der Entwicklungsstufe des sog. 'klassischen' Bewegungslernens wird noch eine Stufe des allgemeinen 'Sich-Selbst-Bewegens' vorangestellt. In dieser Entwicklungsphase setzt sich das Individuum v.a. mit der Umwelt auseinander und wird durch entsprechende Umwelt-Anregungen die individuellen 'Sich-Selbst-Bewegungsvorgänge' kennen lernen und erweitern. Diese menschliche 'Ich-Umwelt-Auseinandersetzung' ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess des Individuums und in keiner Phase des menschlichen Lebens abgeschlossen. Der Mensch lernt, seinen Körper in einem Raum-Zeit-Gefüge wahrzunehmen. Im Gegensatz zu anderen Primaten verfügt der Mensch über eine ausgeprägte Lernfähigkeit. Diese menschliche Lernfähigkeit wird durch die Elemente des Speicherns, des Verarbeitens, des Vergessens und des Verdrängens gefördert. Alle diese Bereiche ermöglichen eine individuelle 'Welterfahrung' oder auch ein sog. 'innerliches Weltbild'. Der Aufbau eines 'innerlichen Weltbildes' vollzieht sich in mehreren Entwicklungsstufen. Gerade die motorische Auseinandersetzung mit der Umwelt fördert und erleichtert einzelne Aufbauprozesse. Der kindliche Organismus ist besonders anfällig für diese Entwicklungsvorgänge.
In dieser Arbeit, Dissertation der Autorin an der Universität Graz, werden die weltlichen Dimensionen des Körpers, des Raumes, der Zeit und der Umwelt diskutiert. Im kontinuierlichen Reifungsprozess bewegt sich das Kind in diesen Dimensionen. Bewegung ist die erste Aktion, die dem Neugeborenen möglich ist. Der Schritt von 'Innen' nach 'Außen' vollzieht sich über motorische Handlungen, formt ein 'Ich' und lässt einen 'Körper' erfahren. Allerdings vollzieht sich dieser Entwicklungsschritt nicht nur in den dafür vorgesehenen Räumen und zu den geplanten Zeitpunkten. Das Kind lebt in sog. subjektiven Räumen, die unterschiedliche Reize an die kindliche Umwelt-Exploration vermitteln. Im täglichen kindlichen Verhalten passiert viel an Bewegungsexploration ungesteuert und unkontrolliert. Die Umwelt-Interaktion ist kein 'besonderes' Lernen, sondern beruht v.a. auf der Nachahmung, dem Versuch und Irrtum, der Konditionierung, der Einsicht und Erregung. Das Explorieren ist in dieser frühen Phase meist ein 'Selbst-Lernen'. Nicht immer hat man das Gefühl, dass sich diese kindliche motorische Exploration auch tatsächlich individuell 'Selbst' erleben lässt. Der Erwachsene ist immer wieder versucht, den kindlichen Lernvorgang aufzufangen, einzuordnen und zu systematisieren. Der Stellenwert, der dem Thema der Kindheit zukommt, zeigt deutlich auf, wie eigentlich mit diesem doch wesentlichen Reifungsprozess umgegangen wird. Ein historischer Exkurs lässt in diesem Zusammenhang Vergleiche anstellen. Meistens können ja die Ereignisse aus der Vergangenheit leichter zugeordnet und gesellschaftlich bewertet werden, als die jeweiligen Erlebnisse der Gegenwart.
Trainingseffekte im Fußball
Band 47
Inhaltlicher Schwerpunkt der Dissertation ist die Evaluierung der zeitlich verzögerten Wirkungszusammenhänge von individuellen Leistungsdaten und vorher absolvierten Trainingsbelastungen. Es handelt sich um ein längsschnittliches Forschungsdesign innerhalb dessen die Trainingsdaten täglich, die Leistungsdaten wöchentlich erhoben und mit einzelfallorientierten Verfahren der mathematisch-statistischen Zeitreihenanalyse verarbeitet wurden. Die Resultate der Studie geben Hinweise darauf, mit welchen Abhängigkeitsmodellen bei den verwendeten Parametern zu rechnen ist. Inwieweit jedoch die Ergebnisse der angewendeten Verfahren den komplexen Zusammenhängen zwischen Trainingsintervention und Leistungsentwicklung gerecht werden können, bedarf der Überprüfung durch weitere Studien. Weiterhin sollte die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der individuellen Leistungsfähigkeit und der Erholungs-Beanspruchungs-Bilanz beantwortet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass es mit Hilfe der EBF-Profile möglich ist, intraindividuelle Veränderungen der Erholungs-Beanspruchungs-Bilanz in der Zeit darzustellen. Zielsetzung der Untersuchung ist es, mit dem gewählten Ansatz einen Weg aufzuzeigen, mit dem man auf der Grundlage der videogestützten Spielbeobachtung und auf der Basis der kategorialen Trainingsprotokollierung eine individuelle Steuerung des Trainings realisieren kann.
Spielbeobachtung im Basketball
Band 51
Das Basketballspiel blickt mittlerweile auf eine über 110-jährige Geschichte zurück. Entscheidend für seine Attraktivität ist dabei das hohe Spieltempo bei einer auch durch kontinuierliche Regelveränderungen immer wieder forcierten immensen Aktionsdichte. Die Vielfalt der im Rahmen des Wettkampfs zu treffenden Handlungsentscheidungen schlägt sich in einer Unmenge veröffentlichter "Meisterlehren" bzw. "Gebrauchstheorien" nieder, die sich in der Regel auf (persönliche) Praxiserfahrungen berufen. Diesen Empfehlungen mangelt es aber an objektivierten empirischen Grundlagen, was angesichts der langen Tradition der Spielbeobachtung im Basketball auf den ersten Blick verwundert. So gilt zwar das Sportspiel Basketball als vergleichsweise "akademisch" und "verwissenschaftlicht", bei genauerer Analyse ist aber nicht zu übersehen, dass bislang die Identifizierung taktischen Wettkampfverhaltens auch im Basketball eher stiefmütterlich behandelt wird. Mit der vorliegenden Systematischen Spielbeobachtung zum gruppentaktischen Entscheidungsverhalten innerhalb des Positionsangriffs gegen die Mann-Mann-Verteidigung soll ein Ausschnitt dieser offensichtlichen Lücke innerhalb der Basketball-Fachtheorie(en) geschlossen werden. 60 Begegnungen nationalen und internationalen Spitzenniveaus liefern die Datenbasis zur detaillierten Analyse der gruppentaktischen Handlungsentscheidungen, die das Bindeglied zwischen individuellem und mannschaftlichem Spielverhalten darstellen. Die vorliegende Spielanalyse legt damit die gruppentaktisch relevanten "strategischen Regeln" des nationalen und internationalen Basketballs der 90er Jahre offen, die eine Richtschnur für die niveauspezifische Ausbildung zukünftiger Spitzenspieler sein können.
Kinder beobachten – Entwicklung fördern
Band 52
Psychomotorik ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Förderung der kindlichen Entwicklung. Ausgehend von der unbefriedigenden Situation, die die Autorin in ihrer praktischen Arbeit, der Psychomotorik mit Kindern, erlebt hat, d.h. der Diskrepanz zwischen den vorhandenen Diagnostikverfahren, ihren eigenen Ansprüchen und ihrem Verständnis vom Umgang und Stellenwert der Diagnostik, versucht sie, ein Verfahren darzustellen, das Hilfestellungen für die Praxis gibt. Gleichzeitig kann es sich der psychomotorischen Praxis anpassen, ohne ihr die Eigendynamik zu nehmen. Die Diagnostik soll dargestellt werden als ein immerwährender Prozess, der in der Psychomotorik etabliert ist und sich dabei an der Situation, in der sie stattfindet, orientiert. So ist ein Forschungsvorhaben entstanden, das die Beobachtung des Bewegungsausdruckes in all seinen Facetten als diagnostisches Instrumentarium in der Psychomotorik untersucht. Dafür wurden Videoaufnahmen von alltäglichen Situationen aus der Psychomotorik Beobachterinnen und Beobachtern gezeigt, die diese unter der Fragestellung des eventuellen Förderbedarfs und ihrer daraus resultierenden Maßnahmen beurteilen sollten. Die Befragung dieser Expertinnen und Experten wurde in Form von Leitfadeninterviews geführt, die einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen wurden. Ergänzend werden die Aussagen mit signifikantem Bildmaterial belegt, um eine gute Nachvollziehbarkeit der Aussagen zu erreichen. Die Untersuchung (gleichzeitig Dissertation der Autorin an der Universität Hannover) zeigt, dass qualitative Aussagen zum motorischen Verhalten der Kinder gemacht werden konnten, ohne in den situativen Prozess der Psychomotorik einzugreifen.
Ressourcenmanagement im Sport
Band 53
Den Anstoß für diese Arbeit liefert eine Fragestellung, die sich stets aufs Neue im Rahmen der leistungsdiagnostischen Betreuung von Athleten (hier Beach-Volleyballspielerinnen und -spielern) stellt: Wie organisieren Sportler sich und die Auswahl ihrer Bewegungen, auch unter Stressbedingungen, also beispielsweise bei drohendem Spielverlust oder in Wettkämpfen mit hoher Bedeutsamkeit? Derartige Regulationen beziehen sich auf die Einstellung der Aktivierungs- und Spannungslage, auf die Anwendung naiver Psychoregulationstechniken sowie auf die Auswahl und Qualität motorischer Abläufe bei der Lösung sportlicher Aufgaben. In diesem Buch wird ein Modell von Ressourcenmanagement für die Organisation sportlicher Tätigkeiten konzipiert. Dieses wird aber nicht nur theoretisch bzw. hypothetisch beleuchtet, sondern in Teilbereichen empirisch erfasst und sein Beziehungsgefüge herausgestellt. Dabei steht, neben der Aufarbeitung exemplarischer ressourcentheoretischer Ansätze, das FALL-Modell aus der Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll Pate bei der Konzipierung eines Modells zur Entwicklung von sportartspezifischen Ressourcen-Pools. In Anlehnung an die dort angelegten Fitting-Prozesse (Ausbildung der Ressourcen), wird zunächst ein differenziertes Anforderungsprofil für das Sportspiel Beach-Volleyball erstellt. Es beschreibt die Anforderungen, für die durch Fitting die entsprechende Ressourcenbereiche entwickelt werden müssen, um sowohl lang- als auch kurzfristig in der sich stellenden sportlichen Anforderungssituation eine erfolgreiche Bewältigung zu ermöglichen. Ressourcenmanagement als individuelle Zugriffsstrategie auf den Ressourcen-Pool bzw. als individueller Nutzungsmechanismus zur Lösung einer anstehenden Aufgabe wird, basierend auf Ergebnissen der leistungsdiagnostischen Untersuchungen sowie ergänzt durch Literaturbefunde, in der Arbeit aufgezeigt. Das vorgestellte Modell zum Ressourcenmanagement im Sport konzentriert sich auf die Bereiche der bio-physiologischen, kognitiv-psychischen sowie motorischen Regulation des Sportspielers. Somit gelingt der vorliegenden Arbeit, neben der Einbeziehung arbeitspsychologischer Ansätze auch die Integration traditioneller stresstheoretischer Vorstellungen und trainingswissenschaftlicher Modelle sowie bewegungswissenschaftlicher Ansätze zur Entwicklung und Aktualisierung von Bewegung und Leistung. Der Einfluss von subjektiv wahrgenommenen Aufgabenfaktoren (Schwierigkeitsbewertung) sowie von Umweltfaktoren (Untergrundbedingungen) auf die Auswahl der Bewältigungsstrategie konnte empirisch nachgewiesen werden. Es werden insbesondere Möglichkeiten für und Auswirkungen von Ressourcenmanagement im Sport als Adaptions-Prozesse bzw. als Umgang mit Limitation auf der Grundlage von Literatur und empirischen Untersuchungen dargestellt. Die hohe Bedeutung von Wechselwirkungen zwischen und Kompensationsmöglichkeiten von einzelnen Ressourcenbereichen für den sportlichen Erfolg oder Misserfolg wird aufgezeigt.
Entwicklung eines Selbstlernprogramms zur Burnoutprävention bei Fußballtrainern
Band 54
Fußballtrainer des höheren Leistungsbereichs sehen sich nachweislich vielfältigen Anforderungen ausgesetzt, die Stress verursachen können und bei längerfristig ineffektiver Verarbeitung u.U. zum Burnoutsyndrom führen. Die Dissertation (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2004) versucht theoretisch und empirisch abgestützte Vorschläge zu präsentieren, wie ein primärpräventiv orientiertes Trainingsmanual (Textbuch; Lehrbuch) gestaltet werden sollte, um dem Fußballtrainer selbstständig (also ohne begleitende, kontinuierliche Seminarbesuche) wirksame Burnout-Gegenstrategien zu vermitteln. Die Arbeit geht explizit von einer interdisziplinär-sozialwissenschaftlichen Perspektive aus und bedient sich Erkenntnissen aus Psychologie und Erziehungswissenschaft.
Die ersten acht Kapitel entwerfen schrittweise ein ressourcenbezogenes Burnoutmodell für Fußballtrainer, mit dem die Burnoutentstehung erklärbar ist und das gleichzeitig als Interventionsgrundlage der Fundierung burnoutprotektiver Techniken gilt. Insofern wird neben der Anforderungsstruktur von Fußballtrainern (Kap. 1) inklusive ausgewählter Stresstheorien v.a. auf die Gesundheitsressourcen Stressbewältigung (Kap. 2), Erholung (Kap. 3) und Selbstwirksamkeitserwartung (Kap. 4) detailliert eingegangen. Sie werden hinsichtlich theoretischer Vorstellungen, diagnostischer Optionen und empirischer Resultate vorgestellt. Nach einem ausführlichen, kritischen Überblick zum Burnout-Syndrom (Kap. 5) wird schließlich das o.g. ressourcenbezogene Burnoutmodell in seinen Wechselbeziehungen eingehend erörtert (Kap. 6). Die folgenden Abhandlungen (Kap. 7) stellen die durchgeführten quantitativen und qualitativen Studien zu ausgewählten Aspekten zum Burnoutmodell dar. Besonders die Resultate der Interviewstudie mit Cheftrainern der Profiligen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (n=31) erbringen zentrale Aussagen, um letztlich auf Fußballtrainer abgestimmte Präventionsmethoden (Programmbausteine) vorzuschlagen (Kap. 8).
Die Kapitel 9 bis 15 greifen v.a. andragogische Elemente auf, die im Lehr-Lern-Modell der Burnoutprävention bei Fußballtrainern für das selbstständige Erlernen entsprechender Präventionstechniken als relevant erachtet werden, d.h. die sowohl auf die Lernaktivitäten der Fußballtrainer als auch den didaktischen Umset-zungen im Manual einwirken. Das Kap. 9 geht auf das Lernen Erwachsener näher ein und setzt sich u.a. kritisch mit der oft (zu) pessimistischen Auffassung von Lern-Unmöglichkeiten im fortschreitenden Alter auseinander. Es wird dargelegt, dass Erwachsene bei Beachtung bestimmter Prämissen sehr wohl lernfähig sind. Im darauf folgenden Abschnitt wird das Textverstehen und -verarbeiten thematisiert, das auf Grund des Operierens mit gedruckten Worten im Manual besondere Relevanz erfährt. Auf instruktions- und kognitionspsychologische Befunde gestützt, lassen sich Empfehlungen für verständlichkeitsoptimierte Textgestaltung des Handbuchs ableiten (Kap. 10). Eine differenzierte Erörterung zum Konstrukt Selbstgesteuertes Lernen präsentiert Kapitel 11. Es wird argumentiert, dass völlige Selbststeuerung im Lernen der Fußballtrainer nicht erfolgsversprechend erscheint und stattdessen Elemente von Fremd- und Selbststeuerung zu kombinieren sind. Die Rolle von kybernetischer Pädagogik bzw. programmierter Instruktion wird diesbezüglich näher beleuchtet. Das Kapitel 12 zum Fertigkeitslernen verdeutlicht u.a. letztgenannte Forderung nach gezielten Instruktionsphasen, denen in vielen postulierten Theorien entscheidender Anteil am Lernerfolg zugesprochen wird. Sollen die Trainer wirkungsvolle Prävention betreiben, so müssen sie die gelernten Inhalte und Techniken tatsächlich in ihrem Traineralltag anwenden. Das Kapitel 13 geht aus kognitionspsychologischer und wissenssoziologisch-professionstheoretischer Perspektive der Frage nach, weshalb scheinbar hinreichend gelerntes und beherrschtes Wissen dennoch nicht im Praxisalltag genutzt wird. Beide Positionen lassen mehrere Schlussfolgerungen für Lehr-Lern-Prozesse zu, die für tatsächlich angewandte Burnoutprävention bei Fußballtrainern nutzbar sind. Inwiefern eine einmalig dem Selbstlernen mittels Trainingsmanual vorgeschaltete pädagogische Beratung rsp. Lernberatung lernerleichternd wirken kann, beschreibt Kapitel 14. Im vorletzten Abschnitt (Kap. 15) erfolgt eine Synthese der bisher beschriebenen Konzepte im Lehr-Lern-Modell der Burnoutprävention bei Fußballtrainern. Sie stellt theoretisch gestützt dar, welche Aneignungsaktivitäten der Fußballtrainer in bestimmten Lernphasen jeweils realisieren sollte und inwiefern diese im Manual zu unterstützen sind. Den Abschluss bilden eine Zusammenfassung zentraler Inhalte der Dissertation sowie eine kritische Diskussion.
Sport in deutscher Kurzprosa des zwanzigsten Jahrhunderts
Band 55
Die vorliegende Arbeit (Dissertation des Autors an der Universität Hamburg 2005) vermittelt Einblicke in das Verhältnis von Literatur und Sport im zwanzigsten Jahrhundert. Hierzu werden literarische Sportdiskurse des zwanzigsten Jahrhunderts kategorisiert und interpretiert, um mit Hilfe der Ergebnisse im weiteren Verlauf der Arbeit Aussagen über Bedeutung und Funktion einzelner Sporterzählungen sowie über die aufgefundenen Inszenierungsformen substantiieren zu können. Hierzu entwickelt der Autor ein Modell zur Quellenauswahl, um Erzähltexte als Sporterzählungen zu klassifizieren. Das entwickelte Modell stellt gleichzeitig ein detailliertes Instrumentarium dar, um spezifische Merkmale von Sportgeschichten einer Analyse zu unterziehen und Gemeinsamkeiten herauszustellen. Im Anschluss wird Sportkurzprosa des zwanzigsten Jahrhunderts in vier zentrale Inszenierungsformen unterteilt. Betitelt sind diese mit literarischen Gattungs- und Untergattungsbegriffen: Sporttragödien, Heldengeschichten, Sportidyllen und Sportsatiren. Die folgenden Untersuchungen berücksichtigen sowohl die Einmaligkeit und Besonderheit eines jeden literarischen Textes durch qualitative Einzelanalysen als auch Gemeinsamkeiten innerhalb der einzelnen Inszenierungsformen durch eine gesonderte Herausstellung. Im abschließenden Resümee werden fachspezifische Zusammenhänge erörtert und diskutiert: Der Schwerpunkt liegt dabei zum einen auf dem literaturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und zum anderen, aus sportwissenschaftlicher Sicht, auf gemeinsamen Inhalten, hier insbesondere auf übereinstimmenden Zeichen und Zeichenkomplexen, und etwaigen Auswirkungen der untersuchten Sportkurzprosa. Dabei erfolgt auch noch einmal ein kritischer Blick zurück auf die Methode der Auswahl und Eingrenzung des Quellenmaterials.
Physisches Selbstkonzept im Sport
Band 56
Dem Selbst wird eine zentrale Rolle für das Verhalten und Erleben des Menschen zugeschrieben. Es wird als eine naive Theorie einer Person über sich selbst verstanden. Allgemein beinhaltet die Definition alle selbstbezogenen Informationen, die nicht nur in einer universellen Struktur abgespeichert sind, sondern in inhalts-, kontext- oder auch domänspezifischen Selbstkonzepten differenziert werden (soziales Selbstkonzept, physisches Selbstkonzept, geschlechtsbezogenes Selbstkonzept usw.). In diesem Buch ist der Fokus auf die Facette des physischen Selbstkonzepts und des Kontextes Sport(unterricht) gerichtet. Folgende Forschungsfragen werden dabei aufgegriffen: Wie lassen sich Struktur und Inhalte des Selbst beschreiben? Welches sind die zugrunde liegenden Prozesse, die die Dynamik des Selbst erklären können? Welche Auswirkungen hat das Selbst auf kognitive, affektive und motivationale Aspekte des Verhaltens und wie generiert es Verhalten? Nach einer theoretischen Einführung in den Stand der Forschung zum physischen Selbstkonzept werden sechs Studien vorgestellt und auf dem Hintergrund: 1. entwicklungsbezogener, 2. prozessbezogener, 3. interventionsbezogener und 4. methodischer Fragen diskutiert. Es wird der Versuch unternommen, struktur- und prozessorientierte Ansätze inhaltlich und methodisch miteinander zu verbinden.
AutorinDr. Maike Tietjens habilitierte sich mit dieser Arbeit im Jahr 2008 am Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, an der Sie als Akademische Rätin im Arbeitsbereich Sportpsychologie tätig ist.
Trainingssteuerung in der Leichtathletik
Band 57
Aus dem Trainingsalltag im nationalen und internationalen Leistungssport ist der Einsatz von EDV-Programmen zur Trainingsdatendokumentation und -auswertung kaum mehr wegzudenken. Dabei greift die Sportpraxis in der Regel implizit auf wissenschaftliches oder wissenschaftsnahes Wissen zurück. Trainingslehren gelten als Kondensat von wissenschaftsorientierten Wissensbeständen. Sie bilden gleichzeitig die Grundlage für die Planung, Durchführung, Auswertung von Training sowie die Neufestlegung von Planungszielen. Die Übernahme von Wissen aus einem anderen Geltungsbereich ist nicht unproblematisch. Fragestellungen, die unmittelbar damit in Verbindung stehen, sollen herausgearbeitet und diskutiert werden.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit (Dissertation des Autors an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover im Jahr 2008 unter dem Originaltitel: "Computerprogramme zur Steuerung von Training in den Mittel- und Langstreckendisziplinen der Leichtathletik: Trainingswissenschaftliche und informationstechnische Analysen, ihre wissenschaftstheoretische Fundierung und ihre Bedeutung für die Trainingspraxis") werden sportwissenschaftliche Konzepte vorgestellt, auf die die Praxis sich immer wieder bezieht, um sportpraktisches Handeln zu legitimieren. Der zweite Teil befasst sich mit den theoretischen Bedingungen einer informatischen Umsetzung dieser theoretischen Konzepte in ein benutzerfreundliches Softwareprogramm. Dabei wird auf die Besonderheiten der Modellbildung und den zwangsläufig damit verbundenen Reduktionen (von real existierender Wirklichkeitskomplexität) eingegangen. Anschließend wird exemplarisch ein EDV-Programm zur Trainingsdatendokumentation und -auswertung vorgestellt, mit dem Trainingsdaten erfasst und entsprechend analysiert werden können. Zudem wird eine grobe Bewertung bezüglich der angedachten Verwendbarkeit/Brauchbarkeit der generierten Daten, auch unter Zielerreichungsaspekten vorgenommen. Im letzten Teil wird zunächst die den Trainingswissenschaften maßgeblich zugrundeliegende Wissenschaftsauffassung analysiert. Aus streng wissenschaftstheoretischer Perspektive ist hierfür ein begrenzter Geltungsanspruch definiert. Es werden Ermöglichungsbedingungen für Vorgänge und Abläufe beschrieben. Schließlich wird diskutiert, wie im Rahmen eines Paradigmenpluralismus die gegenseitige Ergänzung bzw. Verschränkung von naturwissenschaftlichen und anthropologischen Herangehensweisen und Betrachter-Perspektiven denkbar und möglich wäre. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf die möglichen ethischen Implikationen, die eine streng kausal-analytische Sichtweise per se beinhaltet.
Selbstgesteuertes Bewegungslernen und Lernstrategien im informellen und institutionellen Sporttreibe
Eine empirische Untersuchung im Kanusport (Band 58)
Auf Grund der beschleunigten Verfallszeit gesellschaftlich relevanten Wissens und Könnens wird die Kenntnis des eigenen Lerntyps sowie die Fähigkeit, Lernprozesse selbst zu steuern, immer wichtiger. Da der Sport ein Paradigma für derartige Zusammenhänge darstellt, erhält die Erforschung selbstgesteuerten Bewegungslernens besondere Bedeutung.
Im theoretischen Teil dieses Buches wird zunächst aufgezeigt, dass sich das bisher schwerpunktmäßig mit informellen Lernprozessen assoziierte Thema des selbstgesteuerten Bewegungslernens bis in die Sportlehrpläne zahlreicher Bundesländer verbreitet hat. Wissenschaftliche Untersuchungen mit sportpädagogischem Fokus stehen hierzu noch weitgehend aus. Im empirischen Teil werden zwei qualitativ angelegte Studien vorgestellt. In diesen wird das selbstgesteuerte Erlernen von Bewegungen mit Hilfe von Lernstrategien sowohl im informellen als auch im institutionellen Kontext am Beispiel des Kanusports untersucht. Die Befunde verweisen auf unerwartete motorische Lernergebnisse sowie eine besonders intensive Auseinandersetzung der Beteiligten mit ihrem Lernprozess und der eigenen Person.
AutorDr. Mike Lochny arbeitet als Universitätslektor am Institut für Sportwissenschaft/Sportpädagogik der Universität Bremen. Seine Arbeitsschwerpunkte in Lehre und Forschung liegen in der Theorie und Praxis selbstgesteuerter Bewegungslernprozesse in Winter- und Wassersportarten, der Evaluation und Implementierung selbstgesteuerter Lernprozesse an Schulen sowie den Wirkungen sportlicher Aktivität für Menschen mit (geistigen) Behinderungen. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte er im Jahr 2008 an der Universität Bremen.
Übergewichtige und adipöse Kinder im Setting Gesundheitsförderung in der Schule
Band 59
Im Zusammenhang mit den ständig steigenden Prävalenzraten von Übergewicht und Adipositas vor allem in Kindes- und Jugendalter ist der Einsatz primärer Präventionsmaßnahmen die Basis, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Zudem weisen Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Körpergewicht häufig eine geringere motorische Leistungsfähigkeit auf, als gleichaltrige Normalgewichtige. Vor allem die Freude an körperlicher Aktivität ist ein wichtiger Aspekt, um nachhaltig Gewicht zu reduzieren und damit die Gesundheit zu erhalten. Hier können Schulen, im Rahmen der Gesundheitsförderung, einen wichtigen Beitrag leisten, beispielsweise durch die Einrichtung von Sportförderunterrichtsgruppen.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Effekten einer zusätzlichen Sportstunde pro Woche, ausschließlich für übergewichtige und adipöse Kinder, auf deren motorische Leistungsfähigkeit. Mithilfe einer Intervention konnte nachgewiesen werden, dass Sportförderunterricht in schwächenhomogenen Gruppen für Kinder mit erhöhtem Körpergewicht effektiver ist, als in einem schwächenheterogenen Sportförderunterricht. Eine Analyse der aktuellen Situation des Sportförderunterrichts in Rheinland-Pfalz in Bezug auf die Teilnehmerauswahl zeigte, dass auf den Einsatz standardisierter und objektiver Messverfahren in der Regel verzichtet wird zugunsten subjektiver Einschätzungen.
AutorinEva Gröne-Bentz leitet seit 2007 die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Sportlehrerverbandes. Im Mai 2009 begann Eva Gröne-Bentz als Studienreferendarin für das Lehramt an Berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz mit den Fächern Sport und Sozialkunde/Wirtschaftslehre. Parallel hierzu hat sie einen Lehrauftrag an der SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera, Standort Hei-delberg für die Bereiche Unternehmerisches Handeln und Wissenschaftliches Arbeiten. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Übergewicht und Adipositas, Sport-förderunterricht und Gesundheitsmanagement.
Einsatz- und Mehrsatzkrafttraining im Freizeitsport
Auswirkungen differierender Belastungsnormativa nach Trainings- und Detrainingsphasen (Band 60)
Krafttraining ist seit langem ein fester Bestandteil eines gesundheitsorientierten Fitnesstrainings. Ein Aspekt hierbei ist die allgemeine Kräftigung im Zusammenhang mit einer haltungsstabilisierenden Wirkung bzw. der Körperformung durch Muskelhypertrophie. Der Mangel an frei verfügbarer Zeit in der heutigen Gesellschaft verlangt nach einer zeitökonomischen Gestaltung von Krafttraining. Das Einsatzkrafttraining greift diesen Aspekt auf und wirbt mit kurzer Trainingszeit bei hoher Intensität. Demgegenüber steht das traditionelle Mehrsatzkrafttraining. Die Arbeit stellt im theoretischen Teil zunächst die definitorischen Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit dem Einsatzkrafttraining dar. Die Analyse sportwissenschaftlicher Studien zeigt keine eindeutige Dominanz eines Trainingssystems. Verantwortlich scheint die mangelnde Vergleichbarkeit der Studien aufgrund zahlreicher Einflussfaktoren, die das Trainingsergebnis beeinflussen. Im empirischen Teil wird eine qualitative Studie vorgestellt, die einerseits die beiden Trainingsformen vergleichend gegenüberstellt, andererseits übergeordnete Belastungsnormative (Anspannungszeit, Belastungsabbruchkriterium) wählt, die auf der definitorisch-inhaltlichen Präzisierung beruhen. Die Befunde weisen darauf hin, dass bei exakter Anwendung der Belastungsnormativa vergleichbare Trainingsresultate zu erwarten sind. Das Einsatzkrafttraining ist somit als probate Alternative zum Mehrsatztraining im freizeitsportlichen Bereich anzusehen, dessen Präferenz auf dem geringen zeitlichen Trainingsaufwand beruht.
AutorAndreas Simon absolvierte von 2002 bis 2008 ein Lehramtsstudium mit dem Stufenschwerpunkt Sekundarstufe II/I in den Fächern Sportwissenschaft, Mathematik und Pädagogik. Anschließend promovierte er bis 2011 an der Universität Bremen, Institut für Sportwissenschaft, in dem Gebiet Trainingslehre. Zudem ist er ausgebildeter und lizenzierter Personal Trainer (IFAA) sowie Ernährungstrainer (B-Lizenz). Seine Arbeitsschwerpunkte in diesem Gebiet liegen auf dem Functional und sensomotorischem Training (Muskelaufbau- und Bewegungstraining), Laufcoaching, Sporternährung sowie Cornamix. Im Februar 2012 begann Andreas Simon als Studienreferendar für das Lehramt an öffentlichen Schulen in Bremen mit den Fächern Sport und Mathematik.
Die Auswirkungen des sechsmonatigen Segel-Schulprojektes Klassenzimmer unter Segeln auf die Persönli
Band 61
Das innovative Bildungsprojekt »Klassenzimmer unter Segeln« wurde 2009 erstmals durch die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. 30 Schüler aus ganz Bayern verbrachten sechs Monate auf See und an Land und entdeckten dabei fremde Länder und Kulturen, hatten aber auch lehrplanbezogenen, jedoch anschaulichen Unterricht. Verknüpft mit dem einzigartigen Lern- und Lebensraum Schiff ergibt sich daraus ein sehr spannendes Setting, das viel Raum für persönliche Entwicklung bietet. Dieses Buch untersucht im Rahmen einer Pilotstudie, wie das Projekt die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen im Verlauf des sechsmonatigen Törns beeinflusst. Dies erfolgt mittels einer kontrollierten, quantitativen Befragung anhand von standardisierten Fragebögen und über qualitative, leitfadengestützte Interviews.
AutorManuel Sand, geboren am 06.09.1981 in Nürnberg, studierte Sportwissenschaft an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Nach dem Studium leitete er die Segelausbildung am Wassersportzentrum der FAU und begleitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter das Projekt »Klassenzimmer unter Segeln«. Heute ist er Dozent und akademischer Leiter am Adventure Campus der Hochschule für angewandtes Management in Treuchtlingen und leitet den Fachbereich Outdoorsport und Adventuremanagement.