Vom 4. bis 6. Oktober 2000 fand in Gießen das zweite Sportspiel-Symposium unter der Obhut der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) statt. Die Tagung sollte zum einen mit den Themenschwerpunkten „Sportspiele trainieren und vermitteln“ inhaltlich an die Tradition deutscher Sportspielforschung anknüpfen und die Gelegenheit für den Austausch neuer Ergebnisse und Ansätze bieten. Mit der Perspektive „Sportspiele erleben“ wurde aber darüber hinaus versucht, eine weitere und bislang eher vernachlässigte Dimension zu erschließen. Gerade diese subjektive Ebene des phänomenal erlebten Spiels wurde von den Referentinnen und Referenten sowie den Diskussionsteilnehmern in den verschiedenen Arbeitskreisen vielfach thematisiert.
Sportspiele wie Fußball, Handball, Basketball und Hockey spielen nicht nur im Alltag von Jungen eine bedeutende Rolle, sondern auch Mädchen begeistern sich zunehmend für das Spiel mit dem Ball um Tore und Körbe. Mit Blick auf die traditionell als männlich etikettierten Sportspiele wird in diesem Buch der Frage nachgegangen, inwiefern jugendliche Mädchen hinsichtlich ihrer Identitätsfindung von einem Sportspielengagement profitieren können. Auf der Grundlage einer interaktionistischen Entwicklungstheorie verbunden mit einem konstruktivistischen Ansatz zur Aneignung von Geschlecht sowie modernen identitätstheoretischen Überlegungen eröffnet diese qualitative Studie dichte Einblicke in die Lebens- und Sportstile von Mädchen. Anhand der vielfältigen Sportbiografien werden Chancen und Hemmnisse für gelingende Entwicklungsprozesse von jugendlichen Mädchen dargestellt, die schließlich in einer sportspielübergreifenden Typenbildung aller Spielerinnen münden. Dieses Buch entfaltet die Sport(spiel)kultur aus weiblicher Perspektive und leistet damit einen Beitrag zum Aufbau eines entsprechenden Sportspiel-Leitbildes für Mädchen und Frauen.
AutorinDie Autorin, Jessica Süßenbach, geboren 1969 in Hamburg, studierte die Fächer Sport und Deutsch an der Universität Oldenburg und absolvierte 1998 ihr Referendariat (2. Staatsexamen) in Berlin. Seitdem arbeitet sie an der Universität Duisburg-Essen (Campus Essen) im Arbeitsbereich für Kinder, Jugend, Sport und Sozialforschung mit den Schwerpunkten Sportdidaktik, Geschlechterforschung und sportbezogene Jugendsozialarbeit.
Vor 22 Jahren fand in Heidelberg das erste Mal ein Sportspiel-Symposium statt. Das Motto der damaligen Veranstaltung lautete: »Sport – Spiel – Forschung. Zwischen Trainerbank und Lehrstuhl«. Das zentrale Anliegen bestand damals darin, eine Brücke zwischen den Anforderungen der Praxis und den theoretischen Perspektiven der Wissenschaft zu schlagen. Auch das nun offiziell 11. Sportspiel-Symposium der dvs bleibt diesem Ziel verpflichtet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Thema »Instruktion vs. Selbstregulation im Sportspiel«. Wann braucht es ein Erklären und Verstehen des Spiels, wann sind die Akteure in der Lage, sich und das Spiel selbst zu regulieren? Diese Frage kann auf unterschiedlichste Aspekte des Sportspiels bezogen werden, von der einfachen Vermittlung der Grundlagen des Spiels, der Förderung taktischen Verhaltens bis zu der Organisation von Spielen und der Anwendung bzw. Durchsetzung von Regeln. In den Hauptvorträgen beschäftigten sich Prof. Dr. Ernst-Joachim Hossner (Bern) mit grundlegenden Entwicklungen zur Theorie der motorischen Kontrolle, Prof. Dr. Daniel Memmert (Köln) mit den aktuellen Möglichkeiten, die die Digitalisierung und Big-Data der Spielanalyse eröffnen, und Prof. Dr. Dr. Markus Raab (Köln) mit einem spezifischen Modell motorischer Heuristiken und dessen Bezug zur Debatte um Selbstregulation vs. Instruktion. In zahlreichen weiteren Beiträgen, darunter organisierte Arbeitskreise, Einzel-Vorträge, Poster und Praxisworkshops, werden zudem die unterschiedlichen Facetten thematisiert, die das Sportspiel zu bieten hat. Wie üblich beim Sportspiel-Symposium, sollen dabei thematische Verknüpfungen über die Grenzen der sportwissenschaftlichen Teildisziplinen hinweg hergestellt werden.
HerausgeberHenning Plessner ist Professor und Leiter des Arbeitsbereichs »Sportpsychologie« am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Frederik Borkenhagen ist Akademischer Oberrat am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Rüdiger Heim ist Professor und Leiter des Arbeitsbereichs »Sport und Erziehung« am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Klaus Roth ist Professor und Leiter des Arbeitsbereichs »Bewegung und Training« am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg.
Der Sammelband schließt an das gleichnamige 12. Sportspiel-Symposium der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft an, das vom 22. bis 24. September 2022 an der Leuphana Universität Lüneburg stattgefunden hat. Das Thema Diversität im Sportspiel lenkt den Blick auf verschiedene Settings und Fragestellungen, die bisher selten im Fokus der Sportspielforschung standen. Die Herausgeber*innen möchten damit die Diskussion, wie Sportspiele im Lichte von Diversität gedacht, inszeniert und diskutiert werden können, entsprechend substanziell erweitern. Die hier vorgestellten Beiträge aus verschiedenen sportwissenschaftlichen Disziplinen stellen selbstverständlich nur eine Auswahl von Projekten und Praxisreflexionen dar, die in diesem Themenfeld diskutiert werden. Sie liefern im Kontext der Sportspielforschung Impulse für weitere Studien, Projekte und Ideen für die Vermittlung.
Herausgeber*innenDr. Steffen Greve ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bewegung, Sport und Gesundheit an der Leuphana Universität Lüneburg. Er forscht u. a. zum Wettkampfsport von Menschen mit und ohne Behinderung.Prof.in Dr. Jessica Süßenbach ist Professorin für Sportpädagogik und -didaktik an am Institut für Bewegung, Sport und Gesundheit an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Forschungsinteressen fokussieren u. a. den konstruktiven Umgang mit Diversität in unterschiedlichen Settings des Sports.Prof. Dr. Stephan Schiemann ist Professor für Sportwissenschaft am Institut für Bewegung, Sport und Gesundheit an der Leuphana Universität Lüneburg mit den Forschungsschwerpunkten Trainingswissenschaften, Lehrkräftegesundheit und Gesundheitsförderung